soziologie heute
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Aprilausgabe 2023
Werte Leserin, werter Leser,
die Welt dreht sich wie gewohnt weiter – nicht immer zur Freude aller Betroffenen. Während auf der weltpolitischen Bühne die Karten neu gemischt werden, wird mancherorts die Bewältigung des alltäglichen Lebens zur immer größeren Herausforderung. Mit dieser Ausgabe von soziologie heute präsentieren wir Ihnen wieder ein ausgewähltes Spektrum soziologischer Studien und Betrachtungen und hoffen, Ihren Geschmack getroffen zu haben.
Im Anschluss an seinen letzten Beitrag aus Heft 87 der soziologie heute geht Max Haller dieses Mal auf Fragen ein wie „Sind den modernen Gesellschaften verbindliche gemeinsame Werte abhanden gekommen?? Welche Bedeutung hatte der Umbruch 1989/90 oder welchen Einfluss haben charismatische Persönlichkeiten auf den weiteren Verlauf der Geschichte? Und warum kann das Jahr 2022 als positiver Wendepunkt gesehen werden?
Herbert Csef widmet seinen Beitrag dem Thema Femizide und Intimizide. Österreich ist das einzige euroäische Land, in dem mehr Frauen als Männer durch ein Gewaltverbrechen getötet werden.
Der an der Wirtschaftsuniversität Istanbul tätige Professor Hasan Alpago untersucht in seinem Artikel die Situation des Getreideproblems im Zusammenhang mit dem Ukraine-Russland-Krieg. Ebenso dem Thema Kriegsfolgen ist ein anderer Beitrag gewidmet, der sich auf die Folgen von Kriegserfahrungen für Erwerbsbiographien konzentriert. Mathias Rauck präsentiert eine empirische Studie, welche auf Daten zu Verwundeten, Gefangenen und Vertriebenen aus dem 2. Weltkrieg basiert und die jetzt als Kiel Working Paper erschienen ist.
Zum Thema Resilienz präsentieren wir Ihnen in dieser Ausgabe gleich zwei Beiträge: Sybille Wenke-Thiem berichtet über eine neue Publikation, welche Kommunen Tipps gibt wie diese besser mit Krisen umgehen können und Claudia Pass berichtet vom kürzlich stattgefundenen Resilienz-Kongress.
Neben zahlreichen anderen interessanten Beiträgen haben wir dieses Mal ChatGPD als Autor einer fiktiven Geschichte eingeladen. ChatGPD berichtet über ein fiktives Zoom-Meeting zwischen Ferdinand Tönnies, Vladimir Putin, Wolodymyr Selenskyj, Ursula von der Leyen, Xi Jinping, Max Weber und Joe Biden zum Thema Krieg in der Ukraine, zu Menschenrechtsverletzungen, Zerstörung unkrainischer Infrastruktur und Kinderhandel. Machen Sie sich selbst ein Bild.
Und wer die bevorstehenden Osterfeiertag für ein wenig soziologische Fortbildung nützen will, dem legen wir unser soziologie heute-Kreuzworträtsel von Claudia Pass besonders an Herz. Ein kleiner Tipp: so manche Fragen lassen sich leichter beantworten, wenn Sie unser aktuelles Heft zuvor gelesen haben. 🙂
Das Redaktionsteam von soziologie heute wünscht Ihnen erholsame und erquickende Osterfeiertage und viel Freude beim Schmökern.
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Februarausgabe 2023
Werte Leserin, werter Leser,
obwohl sich im fernen China das Corona-Virus in beängstigendem Ausmaß ausbreitet, scheint in Europa wieder so etwas wie der gewohnte Alltag eingekehrt zu sein. Der Schein trügt. Das Virus ist nach wie vor da, wir gehen allerdings nun anders damit um. Es gibt ein neues Ranking: da ist zum einen der nun schon fast ein Jahr andauernde Ukraine-Krieg mit all dem menschlichen Leid vor unserer Haustüre, zum anderen verspüren wir nun dessen Folgewirkungen in Form massiver Preiserhöhungen bei Produkten und Dienstleistungen, was sich für eine steigende Zahl von Haushalten existenzgefährdend auswirkt. Die Angst vor Ansteckung ist den Ängsten vor Krieg und Armut gewichen. Die in der ersten Corona-Zeit so oft beschworene Hoffnung auf ein neues Miteinander verkümmert zusehends angesichts wachsender Polarisierungen – sowohl auf der politischen Weltbühne als auch im unmittelbaren sozialen Umfeld. In solcher Zeit ist die Soziologie geforderter denn je.
soziologie heute präsentiert Ihnen auch in dieser Ausgabe Meinungen, Forschungsergebnisse und Denkanstöße. Max Haller geht in seinem Beitrag auf den Ukraine-Krieg ein, bringt Beispiele aus der Geschichte und fragt, ob der Weltfrieden bloß eine Illusion sei. Und während Bernhard Martin Platons Höhlengleichnis mediensoziologisch überarbeitet, gibt Wilma Ruth Albrecht Hinweise zum Verständnis von Wissenschaft. Das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Medien analysierte auch ein Projektteam der Universität Magdeburg unter Leitung von Sina Lautenschläger und Kersten S. Roth. Kevin Winter vom Leibniz-Institut für Wissensmedien zeigt auf, dass der Glaube an Verschwörungstheorien einen entscheidenden Anteil an der Ablehnung von Windrädern hat. Einer neuen Form des Protest wendet sich Michael Mayer in seinem Beitrag zu: den Klima-Klebern der Letzten Generation.
Seit November 2022 scheint die Welt Kopf zu stehen: alle sprechen von der neuen Chatbot von OpenAI: ChatGPT. Was ist ChatGPT eigentlich und wofür kann es genutzt werden? Bernhard Hofer geht auf Vor- und Nachteile ein und hat ChatGPT für soziologie heute kurz getestet. Dass künstliche Intelligenz aber weit mehr kann als bloße Texte zu generieren, legt u.a. auch ein Team der Ruhr-Universität Bochum (Martin Nienhaus, Doron Reichmann, Jonas Ewertz und Charlotte Knickrehm) dar. Sie haben festgestellt, dass die Stimme Rückschlüsse auf die Gewinnerwartung von Unternehmen zulässt.
Der Trend sinkender Mitgliedszahlen in den christllichen Kirchen in Deutschland hält an. Der aktuelle Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung gibt Auskunft über die Veränderung des Stellenwerts der Kirchen in der Gesellschaft. Einem anderen Thema widmen sich WissenschaftlerInnen der Universität Siegen im Forschungsprojekt „DECIDE“. Sie untersuchen wie Menschen mit Alzheimer-Demenz unterstützt werden können, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen. Nach weiteren Beiträgen zu Themen wie Vorurteile, Resozialisierung junger Strafgefangener etc. schließt das Heft 87 mit Richard Albrechts Betrachtungen zu Pauper(ismus), Armut und Prekarität. Und – wie gewohnt – gibt es auch dieses Mal wieder ein interessantes Kreuzworträtsel von Claudia Pass. Viel Glück dabei!
Das Redaktionsteam von soziologie heute wünscht Ihnen eine spannende Lesezeit.
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ZAPOTOCZKY Klaus

Klaus Zapotoczky
Die Losigkeitsgesellschaft verwandeln
Gesundheit – Mensch – Gesellschaft, Band 19
Universitätsverlag Trauner
Linz 2022
€ 13,20
ISBN 978-3-99113-310-0
Artikelnummer 20164191
Der Linzer Soziologe Klaus Zapotoczky zeigt, dass wir die Welt verändern können und auch die Losigkeitsgesellschaft (= eine Gesellschaft mit Fehlern und Schwächen) verwandelt werden kann. Dafür ist vieles notwendig, vor allem dass wir Orientierung suchen, um zusammenzufinden, Halt zu finden, zusammenzuhalten und Zusammenhalt zu leben. Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit und Mutlosigkeit sind Merkmale individueller und gesellschaftlicher Depression. Diese allgemeine Niedergeschlagenheit gilt es zu überwinden. In Krisenzeiten, in denen Schwächen besonders sichtbar werden, ist eine verantwortungsvolle Lebensgestaltung wichtig. Der Autor versucht, dem Alphabet folgend Losigkeiten darzustellen, von A wie „Ahnungslosigkeit“ über „Lieblosigkeit“ und „Treulosigkeit“ bis Z wie „Ziellosigkeit“, und Wege zu ihrer Überwindung und Verwandlung in Stärken aufzuzeigen.
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KAUFMANN Franz-Xaver

Franz-Xaver Kaufmann
Katholische Kirchenkritik
Edition Exodus
ISBN 978-3-907386-00-2
Oktober 2022
…Denn ich bin kein Theologe, sondern Soziologe, aber einer, der schon früh ins Gespräch mit der Theologie geriet. Soziologische Kirchenkritik bedeutet mir zu differenzieren, Unterschiede aufzuzeigen, die Perspektiven zu wechseln, um Kirche in ihrer historischen oder sozialen Dimension, in ihrer Vielschichtigkeit oder auch Widersprüchlichkeit zu beleuchten und dem Verstehen der Beteiligten nahe zu bringen. Oder mit Karl Marx gesprochen: «[…] man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!» Was Marx in erstaunlicher Klarsicht mit Bezug auf die kapitalistische Gesellschaft gelungen ist, habe ich mit bescheidenen Mitteln und als wissenschaftliche Nebentätigkeit während meines langen akademischen Lebens mit Bezug auf die römisch-katholische Kirche versucht – meine Kirche, deren benediktinischer Tradition ich viel verdanke. Aber wie die weit verbreitete Rede von einer Kirchenkrise zeigt, muss hier etwas im Argen liegen. Tiefere Schichten der sich heute vor allem im Kontext der Missbrauchsdiskussion und der Frauenfrage manifestierenden Krise ans Licht zu bringen, das scheint mir eine wichtige Aufgabe katholischer Kirchenkritik.
Franz-Xaver Kaufmann | Zur Einführung
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STADLER Konrad

Konrad Stadler
Veränderungsbewusstsein
Eine Anleitung zum neuen Umgang mit dem Wandel
1.Auflage, BusinessVillage 2021
ca. 250 Seiten
ISBN-Buch 978-3-86980-596-2 Preis: 19,95 Euro
ISBN-PDF 978-3-86980-597-9 Preis: 19,95 Euro
ISBN-EPUB 978-3-86980-598-6 Preis: 19,95 Euro
Schon lange sind gravierende Veränderungen nicht mehr nur auf die Wirtschaft beschränkt. Zunehmend durchdringen sie unser soziales, politisches und kulturelles Leben. Veränderungen sind allgegenwärtig – ein Entrinnen ist kaum möglich. Doch das erzeugt Ängste, die in Widerstand oder Hilflosigkeit münden. Sind wir all dem so hilflos ausgeliefert? Wie werden aus scheinbaren Bedrohungen wieder Chancen?
Ganz so getrieben, wie es oft scheint, sind wir nicht. Stadlers Buch liefert eine zuversichtliche Perspektive. Es zeigt attraktive Möglichkeiten, mit Veränderungen umzugehen. Dabei geht es nicht nur um Interventionismus und proaktives Handeln. Nein, es ermutigt, den Veränderungen mit einer gesunden Distanz zu begegnen, um sie auf sich wirken, sie geschehen zu lassen. Es ruft auf, das Gestalten der Zukunft als ein Probieren und Verbessern – als offenen Entstehungsprozess – zu begreifen und Scheitern als einen Sieg des Lernens anzuerkennen. Erst so können wir mit mehr Gelassenheit der Welt entgegentreten.
Die ersten Schritte sind ganz einfach: Gehen Sie auf Distanz zu sich selbst, begegnen Sie Wandel und Wendepunkten aufgeschlossen, lassen Sie Veränderungen auf sich wirken, verfallen Sie nicht in Aktionismus und haben Sie keine Angst vor Fehlern.
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Dezemberausgabe 2022
Werte Leserin, werter Leser,
eigentlich naht jetzt die Zeit, wo wir uns gewohntermaßen abseits des üblichen Weihnachtsstress nach Stille und Wärme sehnen. Angesichts der allerorts spürbaren Inflation dürfte der vorweihnachtliche Kaufrausch etwas gedämpfter ausfallen, von Stille ist noch wenig zu erkennen. Im Gegenteil: die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und die UN-Klimakonferenz in Scharm asch-Schaich lassen die Stimmen von zahlreichen Empörten laut werden und das Erdbeben in Indonesien lässt die Klagerufe der vielen Opfer und Trauernden weithin erschallen. Wärme in den eigenen vier Wänden scheint aufgrund der steigenden Energiepreise zum Luxusgut zu werden und bleibt in der von Infrastrukturschäden getroffenen Ukraine wohl ein Weihnachtswunsch. Was bleibt, das ist die Sehnsucht, die Hoffnung, dass die Menschheit in all ihrer Vielfalt sich endlich als Schicksalsgemeinschaft begreift und als solche auch gemeinsame Wege beschreitet.
soziologie heute will auch in dieser Ausgabe wieder Meinungen, Forschungsergebnisse und Denkanstöße bringen. So etwa bezieht sich die Soziologin Wilma Ruth Albrecht in ihrem Beitrag auf die Regierungserklärung des deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz und analysiert die von Scholz vorgelegten fünf Handlungsziele mit Blick auf die weltweiten Profiteure und Verlierer.
Volker Nürnberg und Nicola Justinger weisen auf den multidimensionalen Zusammenhang zwischen Migration und Gesundheit hin und zeigen auf, dass MigrantInnen nach wie vor eine schwer zu erreichende Zielgruppe für gesundheitliche Vorsorgemaßnahmen sind.
Im Gespräch mit der Iranerin Raika Khorshidian geht die Alexander von Humboldt-Stiftung auf Protestformen, Kommunikationsmöglichkeiten und den Einfluss der Kulturszene im Iran ein.
Einer der wohl profiliertesten Soziologen unserer Zeit, Franz-Xaver Kaufmann, veröffentlichte soeben sein Buch „Katholische Kirchenkritik“. Bernhard Hofer bezieht sich in seinem Beitrag auf dieses Buch, verweist auf einige ausgewählte (historische) „Meilensteine“ auf dem Weg der katholischen Kirche und bringt Beispiele der Kirchenkritik Kaufmanns.
Einem – fast vergessenen – Künster widmet Volker Wackerfuß seinen Beitrag: Moissey Kogan. Wackerfuß verfolgt das Leben Kogans und versucht, den sozialen Gehalt der Werke dieses Künstlers aufzuzeigen.
Es hat lange gedauert: 4 Jahre nach dem letzten Präsenz-Soziologinnentag 2018 in Göttingen fand der 41. Soziolog*innentag dieses Mal in Bielefeld statt. Birger Antholz war dabei und schildert seine Eindrücke.
„Im Wahrnehmen der sich zeigenden Dinge erkennen wir sie.“ Das ist der grundlegende Standpunkt der ontologischen Phänomenologie der Philosophin Hedwig Conrad-Martius, welche Alfred Rammer in seinem Beitrag vorstellt.
In seinem Vorweihnachtlichen Brevier geht Richard Albrecht auf wichtige handlungsbestimmende soziologische Wirkungszusammenhänge ein. Darüber hinaus warten auf Sie noch zahlreiche weitere Beiträge, das gewohnte soziologie heute–Kreuzworträtsel und unsere neuen Info-Boxen: „Gut zu wissen“ als kleine Anregung zum Weiterstöbern.
Die soziologie heute-Redaktion wünscht Ihnen eine friedvolle Weihnachtszeit, ausreichend Zeit zum Schmökern und zum gemeinsamen Austausch sowie einen hoffnungsvollen Start ins Neue Jahr.
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